GT-Weihnachtsaktion Warum sich Annette Elser und Gabriele Munz-Weiss im Kinderschutzbund engagieren.
Schwäbisch Gmünd. Wenn Kinder oder Jugendliche einen Schulranzen brauchen, Kleidung, Spielzeug oder auch einen Computer, um in der Schule Schritt halten zu können, hilft er aus: der Gmünder Kinderschutzbund. Gabriele Munz-Weiss (52) aus Lindach und Annette Elser (52) aus Lorch helfen dort seit vielen Jahren ehrenamtlich mit. Sie sprechen im Interview mit Tagespost-Redakteurin Julia Trinkle in der Rotary-Suppenstube auf dem Weihnachtsmarkt über ihre Arbeit dort.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich für den Gmünder Kinderschutzbund? Annette Elser: Jeder hat im Leben mal eine Phase, in der nicht alles nach Plan läuft. So war es auch bei mir als alleinerziehende Mutter. Damals war der Kinderschutzbund da für mich und meine Tochter. Das will ich jetzt zurückgeben. Gabriele Munz-Weiss: Ich mag Kinder einfach gern und finde, sie sollen nicht darunter leiden müssen, wenn ihre Eltern in einer schwierigen Situation sind.
Was läuft schief in einem so reichen Land wie Deutschland, dass Familien auf diese Hilfe angewiesen sind? Annette Elser: Es ist Aufgabe der Politik, bestimmte Weichen zu stellen. Aber manche Strukturen bestehen zäh. Die Menschen, die im Kinderschutzbund Hilfe suchen, haben oft keine Lobby. Häufig sind es Eltern, deren eigene Eltern schon mit Problemen
zu kämpfen hatten. Das überträgt sich dann. Aber ja, es ist paradox, die Schere driftet in Deutschland immer weiter auseinander. Gabriele Munz-Weiss: Und Eltern müssen heute auch immer mehr finanzieren, in Technik zum Beispiel. Ohne Computer kommst du gar nicht mehr aus. Alles, was mit der Schule zu tun hat, kommt per E-Mail. Kinder sollten bei dieser Entwicklung nicht abgehängt sein. Deshalb haben wir auch schon Laptops finanziert. Unter den Familien, die wir unterstützen, sind einige, deren Kinder krank sind oder eine Behinderung haben. In diesen Fällen
muss meist ein Elternteil seine Arbeitsstelle ganz aufgeben. Und es fallen viele Kosten an. Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche – für manches müssen Eltern bis nach Timbuktu fahren. Aber auch Süchte und Drogen sind Faktoren, durch die das Geld in manchen Familien fehlt.
Das ist der Grund, warum der Kinderschutzbund zur Verfügung stellt, was fehlt, aber kein Geld an Eltern auszahlt, das sie womöglich anderweitig verwenden könnten? Gabriele Munz-Weiss: Ja, deshalb zahlen wir kein Geld aus. Damit wir wissen, dass die Hilfe wirklich bei den Kindern ankommt.
Der Gegensatz dazu ist, dass manche Kinder in Deutschland überschwemmt werden mit Geschenken zu Weihnachten … Annette Elser: Ja. Die Anspruchshaltung der Kinder wird so immer größer. Solange Eltern diese Bedürfnisse befriedigen können, geht das alles. Aber wenn die Kinder irgendwann auf eigenen Füßen stehen sollen, wird es schwierig. Die Wertschätzung für bestimmte Dinge lernen sie erst, wenn sie selbst mit Geld umgehen müssen. Aber ich will auch nicht verurteilen, wenn Omas und Opas ihren Enkeln eine Freude bereiten wollen. Gabriele Munz-Weiss: Es sollte eben alles eine Balance haben. Annette Elser: Oft wird unerfüllte menschliche Zuwendung, der Wunsch nach Bestätigung durch materielle Befriedigung ersetzt. Dies führt zu der steigenden Anspruchshaltung. Wichtiger wäre es, Zeit mit den Enkeln zu verbringen, sie zu unterstützen und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie wertgeschätzt und geliebt sind.
Gab es schon Rückmeldungen auf die Weihnachtsaktion der Gmünder Tagespost 2017, die für den Kinderschutzbund bestimmt ist? Gabriele Munz-Weiss: Ja. Lindacher sind mit Taschen und Kisten voll mit Kinderkleidung und Büchern bei mir vor der Haustüre gestanden. Und ein paar Leute haben mir gesagt, sie wollten dieses Jahr ohnehin etwas spenden. Jetzt wissen sie wohin: an den Kinderschutzbund. Annette Elser: Im Kleiderstüble des Kinderschutzbundes sind schon etliche Sachspenden abgegeben worden. Auch auf dem Konto des Kinderschutzbundes sind erste Spenden eingegangen.
Erschienen in der Gmünder Tagespost am 25.11.2017
Foto: Thomas Mayr (Gmünder Tagespost)
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